Besuch beim KST oder „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“

Pünktlich um 12:30 Uhr startete die Tour mit Patrik, Corinna, Flummi, Jörg und mir in Richtung Berlin. Wir hatten den KST als Ziel, denn dort war am 06. Mai Tag der offenen Tür. Wir wollten das Wochenende für eine erweiterte Wannsee Tour im Ruderboot nutzen. Da Flummi (der Hund von Corinna und Patrik) gerne mal den Magen während der Autofahrt entleert waren wir alle sehr gespannt wie sie die lange Fahrt überstehen wird.

Immerhin, sie hat sich im Wohnmobil hingelegt, nur schlafen war nicht drin. Die Augen wurden müde, aber nur nicht einschlafen…. Nach 3 Stunden gab es eine Pause. Flummi und wir durften uns kurz die Füße vertreten bevor wir uns über die von Corinna besorgte Überraschungstüte von „TooGoodToGo“ hermachten. Gar nicht übel, für € 3,50 ganze 4 Personen vorläufig satt zubekommen. Das Navi wollte uns noch veräppeln, wir haben uns aber nur kurz aus dem Tritt bringen lassen. „Flummi sei Dank“ behielten wir die ursprüngliche Route bei und erreichten das Ziel gegen 20:00 Uhr.

Stefan Biastock vom KST, Felix und Ling-Ling waren auch tatsächlich noch auf dem Clubgelände und begrüßten uns. Es wurden noch einige Stücke Fleisch und Würstchen für uns auf den Grill gelegt, worüber wir wirklich sehr froh waren, denn die Mägen schrien HUNGER.. 2-3 Biere und einige Gespräche später ging es zurück zu Rosti und der Ferienwohnung. Gut Wohnung ist zu viel gesagt. Es handelte sich um einen Schlafraum im Keller mit Minitoilette, Dusche und einer improvisierten Küche. In diese Unterkunft gelangte man über eine steile Treppe aus Gitterstahl. Kann man so machen, ist aber nicht schön.

Der Samstag begrüßte uns mit sehr dürftigen Temperaturen und dauerhaftem Nieselregen. Jörg machte den Wettertest bei seiner Laufrunde von der er uns die Brötchen für das Frühstück mitbrachte. Die Bäckerei hatte, für uns nicht nachvollziehbar ganz schlechte Rezensionen im Netz (außer für den Käsekuchen). Wir fanden die Backwaren durchaus lecker und waren auch froh, dass Jörg „für Ruderer“ eingekauft hatte. So konnten wir den Tag überleben. Gut, die Kleiderordnung wurde nochmal angepasst und darauf gehofft, dass es zumindest ab mittags trocken sein sollte. Da Corinna und Patrik noch ihre Medaillen abholen wollten, warteten wir die Siegerehrung ab. Schon beeindruckend wie viele Mitglieder hier eine Medaille für die meisten Kilometer in der jeweiligen Altersklasse entgegennehmen konnten. Ist halt ein Wanderruderverein.

Um 13:00 Uhr war es dann soweit, wir konnten mit unserem Boot, der Melaren aufs Wasser gehen. Flummi hatte auch ihren großen Tag, denn für sie war es die erste Fahrt. Mit Patrik auf Schlag und Corinna am Steuer startete die Tour. Die ersten 5 Kilometer im Teltowkanal waren schon interessant. So glattes und ruhiges Wasser hat man am Rhein doch eher selten. Der Griebnitzsee führte uns zur geschichtsträchtigen Glienicker Brücke. Hier wurden in früheren Zeiten die Spione aus Ost und West ausgetauscht.

Leider litt Flummi ein wenig an Übelkeit mit den dazugehörigen Folgen. Über den Jungfernsee bogen wir in die Havel ab. Das Wetter hatte uns ganz kurz mal vorgegaukelt besser zu werden, aber weit gefehlt.  Die Wolken und vor allem der Wind waren ganz schnell wieder bei uns. Daher sehen die Fotos leider trist aus, obwohl es wirklich schöne Ausblicke hatte unterwegs. Der Weg führte uns vorbei an der Pfaueninsel, um uns dann auf den großen Wannsee, die Badewanne Berlins, zu schicken. Auf dem Wannsee trafen wir sowohl auf einzelne Segler, Frachter, Partyflöße und sogar eine Segelregatta. Was auf dem Rhein zu purem Chaos führen würde ist hier möglich. Natürlich ist auch das Platzangebot für so viele Wassersportler da. „Leeve un leeve loose“ so kamen wir da gut durch. Flummi ergab sich ihrem Schicksal, man hat es halt nicht leicht, wenn man ein Bootshund werden will. Sie war aber ganz tapfer und lag die meiste Zeit vor Corinna und wartete ab. Bevor wir klein Venedig ansteuern konnten machten wir noch eine kurze Pause an einer Sandbucht. Das Wetter war aber nicht sehr einladend, also fiel die Pause wirklich nur ganz kurz aus.  Corinna hatte morgens wohl nicht im Blick gehabt, daß es heute schon durch klein Venedig ging. Unser Schlagmann hatte ein Dauergrinsen im Gesicht, denn er wusste was auf uns wartete. Es ging zunächst über den Stößensee. Hier sieht man schon sehr nette Anwesen mit direktem Zugang zum Wasser. Hat was…

Der erste kleinere Kanal in den Corinna uns steuerte sah noch ganz harmlos aus. Wir fuhren ganz langsam, bogen mal links oder rechts ab und kamen tatsächlich auch noch einmal an eine breitere Stelle. Kaum zu glauben, hier stehen wirklich Häuser fast direkt am Kanal und es gibt unzählige Bootsanleger. Einigen sieht man an, dass sie schon ewig nicht mehr genutzt wurden, andere sind wiederum ganz modern.

Es wurde immer wieder sehr eng, so dass wir eine oder gar beide Seiten lang machen mussten. Auch die langen Paddelhaken des KST waren nicht ohne Grund an Bord. Es ging an manchen Stellen nur mit abstoßen und/oder paddeln weiter. Unsere Steuerfrau Corinna hatte das aber super im Griff. Wir schafften es unbeschadet durch die kleinen Kanäle. Unser Ziel den Ruderclub Hevella Berlin erreichten wir gegen 16:30 Uhr. Flummi freute sich sichtlich wieder festen Boden unter den Pfoten zu haben. Da sich gestern herausgestellt hatte, dass wir, die Bonins, als einzige noch nie Berlin mit all seinen Sehenswürdigkeiten gesehen hatten, musste eine Tour mit der Buslinie 100 durch die Stadt noch sein.

Auch wenn das Herta BSC Spiel im Olympiastadion gerade zu Ende war und wir Angst hatten mit allzu vielen Fußballfans in der Straßenbahn zu sein, machten wir uns auf den Weg. Das 24 Stunden Ticket sicher auf Corinnas Handy geladen und schon ging es von Spandau aus in die Stadt. Gut, wir haben im Vorbeifahren die Siegessäule, den Reichstag etc. gesehen. Jetzt wissen wir, wir MÜSSEN hier nochmal hin. Am Samstag Abend zur besten Essenszeit ein Lokal zu finden stellte sich als nicht einfach heraus. In der „Ständigen Vertretung“ gab es nur noch draußen Plätze, das nächste Lokal hatte nur einen zu kleinen Tisch… So zogen wir weiter und trafen per Zufall auf „Das Lemke“ ein Brauhaus seit 1999 in Berlin. Das war eindeutig ein Zeichen, wann findet man bitte ein Lokal mit dem eigenen Mädchennamen? Hier gab es tatsächlich einen Platz für uns. Wir genossen das Bier und die Currywurst bzw. Leber. Flummi verputzte in der Zeit ihr Futter und kringelte sich dann unter den Tisch und ward nicht mehr gesehen. Gut gesättigt ging es später zurück nach Kleinmachnow.

Am Sonntag stand das Frühstück pünktlich um 8:00 Uhr auf dem Tisch und wurde ohne Trödelei verspeist. Der Wettergott war heute auf unserer Seite. Es war deutlich wärmer und vor allem trocken. So hatten wir die Hoffnung auf einen Tag in kurzer Ruderkleidung. Die Ferienwohnung wurde noch fix geräumt und schon konnte es zum Bus gehen, der uns in Richtung Stadt bringen sollte. Leider hatte Patrik sich vertan und wir hatten den Bus um ein paar Minuten verpasst. Da der nächste erst eine Stunde später fuhr, musste eine neue Route mit einer anderen Linie geplant werden. Hier zahlte es sich aus, dass Corinna Berlin sehr gut kennt, so war es einfach, eine neue Möglichkeit zu finden. Mit zweimal Umsteigen ging es zu Hevella und wir waren um 11:15 Uhr am Boot. Da sich hier gerade einige Trainingsruderer aufs Wasser begaben, mussten wir noch ein wenig warten und konnten dann ganz in Ruhe losfahren. Heute durfte Jörg unser Schlagmann sein, Patrik steuerte uns und Corinna nahm im Bug Platz. Ich durfte den Platz im Sandwich behalten. Zunächst ging es wieder nach klein Venedig. Es war schon von Anfang an sehr eng, so dass Corinna und Patrik uns da ganz vorsichtig durchmanövrierten. Bei Sonnenschein war das schon nochmal schöner wie am Tag zuvor.

Nach den engen Kanälen war es schön wieder „frei weg“ über den Stößensee rudern zu können. Der weitere Weg führte uns heute am andern Ufer der Havel nach Schwanenwerder. Hier mussten wir durch das sogenannte Nadelöhr, um auf den großen Wannsee zu gelangen. Wir teilten uns den See auch heute mit allem was zum Fahren auf dem Wasser geeignet ist. Der Wind war für die Segler und Surfer aber auch zu schön.

Über den Kleinen Wannsee kamen wir schließlich zum Pohlsee und danach zum Stölpchensee. Hier kann man vom Wasser aus die richtig günstigen Immobilien bewundern. Schade nur, dass die alle nicht bewohnt aussehen. Da ist gar kein Leben auf den Anwesen. Der Teltowkanal brachte uns zurück zum KST, wo wir von sehr hilfsbereiten Mitgliedern in Empfang genommen wurden. Das Boot war schnell gereinigt und verstaut. Jetzt ging es darum die Mägen zu füllen und den Heimweg anzutreten. 600 Kilometer wollten noch gefahren werden.

Rückblickend muss ich sagen, auch wenn es scheinbar Wahnsinn ist für „so wenige“ Kilometer auf Wasser so weit zu fahren, ich bereue nichts. Es war ein tolles Wochenende und ich empfehle JEDEM so eine Gelegenheit nicht auszulassen. Der KST hat uns sehr herzlich empfangen, was natürlich dem sehr guten Kontakt von Corinna und Patrik zu verdanken ist. Es war schön mal einen anderen Verein näher kenn zu lernen. Das was man im Heimatverein hat, wie eine echte Pritsche, ein richtiges Bootshaus inclusive Bootshallen, das hat noch lange nicht jeder. DANKE, DANKE, DANKE, dass wir mit nach Berlin konnten.

 

Sandra Bonin