Neuwied

Das Neuwieder Ruderrevier – Vielseitigkeit erkunden

Schnöde und kurz formuliert befindet sich das Bootshaus am Rheinkilometer 608, während sich unser Ruderrevier von Kilometer 600 bis 612 erstreckt. Während dem eingefleischten Ruderer nun klar ist, was ihn erwartet, könnt ihr im Folgenden lesen was sich so alles hinter den drei Zahlen versteckt.

Rheinbrücke und Pegelturm

Zunächst muss man freilich „auf Wasser gehen“, wie es bei den Ruderern heißt. Das tuen wir zwar mit etwas Mühe über die Deichtreppe am Pegelturm und doch, die Erinnerungen an die Hochwässer der 90er Jahre im Gedächtnis, mit Freude. Selbst beim Jahrtausendhochwasser war die Stadt und so unser Bootshaus in Sicherheit. Auf der Deichkrone angekommen, erstreckt sich der Blick über die vom Wahrzeichen Neuwieds – der Rheinbrücke – über Weißenthurm, die Nettewiesen bis hin zur Einfahrt ins sogenannte Andernach Loch.

Gleich gegenüber unserer Pritsche beginnt das Weißenthurmer Werth, welches uns unser ruhiges Inselgewässer garantiert. So zieht die Schifffahrt fernab des Seitenarms ihren Kurs rheinaufwärts, während wir in Inselidylle den Rhein hinaufrudern können. Kurz vor dem ehemaligen Pionierhafen – heutiger Yachthafen Neuwied – hat man dann die Wahl: Soll es ruhig weitergehen, setzt man die Tour in den Hafen fort und kann dort in spiegelglattem Wasser an seiner Rudertechnik feilen oder gar Rennbootrudern genießen.

Weißenthurmer Werth

Soll es aber durchaus mal wellig werden oder der Rhein soll weiter erkundet werden, so kommt man hier beim weiter Aufwärtsfahren auf seine Kosten. Zunächst fährt die Schifffahrt mit weitem Abstand parallel zu einem aufwärts, so dass man sich schon mal beschnuppern kann. Spätestens hier bekommt man einen Eindruck davon, warum der Rhein auch durchaus Strom und nicht nur Fluss genannt werden darf, denn hier fließt er mit mehreren hundert Metern Breite der Nordsee entgegen.

Hat man selbst nach 4 km aufwärts noch nicht genug des Sports, hat man dann wieder die Wahl. Lieber doch ruhiger? Na dann ab in der Deckung der Vogelschutzinsel, dem Urmitzer Werth, und weiter durch auenähnliche Landschaft gefüllt von Vogelgezwitscher. Oder soll es doch eher eine Tour mit Sparringspartner sein? Kein Problem, einfach aufwärts neben der Schifffahrtsstraße. Da kann man schon mal testen wer schneller gegen die Strömung ankommt – die Rudermannschaft oder der Frachtkahn.

Häufiger und markanter Wendepunkt zurück zum Bootshaus ist das 6 km vom Bootshaus entfernte Kulturdenkmal Urmitzer Eisenbahnbrücke. 1918 eingewiehen, scheint sie abgesehen von ihrer teilweisen Zerstörung im WKII und Wiederaufbau danach, recht wenig von den ganzen müden und schlaffen anderen Rheinbrücken zu halten. So trotzt sie schon über 100 Jahre dem Rhein und trägt die Züge sicher von Ufer zu Ufer.

Wer selbst beim Anblick von solcher Eisenbahnromantik noch nicht genug hat, kann noch weiter in die Vergangenheit reisen und das spätbarocke Engerser Schloss von 1764 erspähen. Den oberen Abschluss des Gewässers bildet etwa der Saynbach, der sich gerade so vor dem Hafengelände Bendorfs seinem Weg zum Rhein bahnt.

Könnte man denken bei alledem oberhalb des Bootshauses, könnte es vom Bootshaus abwärts nichts spannendes mehr geben, hat man sich erfreulicherweise getäuscht. Während schräg gegenüber auf der anderen Uferseite der Schutzhafen des Wasserschifffahrtsamt einen Blick auf Wahrschauflöße und Schifffahrtstonnen erlaubt, bietet das Neuwieder Ufer die Sicht auf die heranwachsende, neue Uferpromenade Neuwieds.

Blick rheinabwärts

Etwas weiter abwärts kommt insbesondere der Ruderer mit Spieltrieb im Blut auf seine Kosten, kann man bei erhöhtem Wasserstand doch die weitläufigen Nettewiesen fernab jeglichen Schiffverkehrs erkunden. Einzig auf scheinbar willkürlich positionierten Parkbänken, Geländern und sonstigen Gehwegutensilien sollte man Acht geben.

Möchte man auf solchen Reiz auch bei niedrigem Wasserstand nicht verzichten und durchaus mal gemütliche Ruderidylle in ruhiger Natur genießen, so biegt man einfach rechtsrheinisch in die Mündung der Wied ab. Trifft man zunächst auf den inzwischen weitgehend verwaisten, ehemaligen Verladehafen von Rasselstein – Zeugnis von mehr als 250 Jahre Stahlproduktion in Neuwied, geht es weiter die Wied empor. Hier gibt es dann Natur pur. Bäume ragen quer über den Fluss, gesäumt von jeder Menge Büschen und allerhand Gestrüpp. Brät draußen die Sonne, kann man hier durchaus mal das Boot an einem Ast anleinen und im Kühlen im Zweier einen gemütlichen Plausch abhalten bevor es weitergeht.

Hat man es nicht so mit der Idylle, setzt man seine Tour einfach bis zu den Fahrer Leyen am unteren Ende unseres Rudergewässers fort. Dort kann man sich bestens mit den Wellen der Schiffe messen, welche an der Andernacher Reede vorbeiziehen. Kann man hier Industrieromantik genießen, sollte man jedoch die Containerbrücken im Andernacher Hafen nur aus der Ferne bewundern, ist uns ein Einfahren in diesen Hafen doch untersagt – Sicherheit geht auch hier vor.

Wenn auch das alles immer noch nicht genug sein sollte, na dann schaut doch mal in der Sektion Wanderrudern, Kinderausbildung Altwied oder Rennrudern an unserem Stützpunkt Koblenz vorbei.