Die Eurega im Begleitfahrzeug erleben

Vor dem Start in Neuwied

Die am 7. Mai 2022 zum 30. Mal stattfindende Eurega wollte ich mit dem Auto begleiten. Ich hatte mir vorgenommen, zum Start in Neuwied zu sein, anschließend an das Unkeler Rheinufer, nach Rolandseck und zum Ziel nach Bonn zu fahren. An jeder Station wollte ich die GTRV-Boote abpassen und anfeuern. Die Eurega von Land aus zu erleben ist sicher für die aktiven RudererInnen eine interessante Perspektive und auf jeden Fall einen Bericht wert.

Grob gesagt, mein Haupteindruck lag darin, dass sich Kenntnis und Unkenntnis trennscharf in zwei Wahrnehmungen zeigen. So z.B. beim Start: Alle, die sich ab 9.00 Uhr vor den beiden Bootshäusern in Neuwied einfanden, haben einen guten Grund: Sie starten selbst, helfen oder unterstützen moralisch. Nur wenige, die nicht mit dem aktiven Rudersport zu tun haben, verlieren sich am frühen Morgen unter den vielen Rudersportbegeisterten. Neuwieds Bürgermeister Peter Jung, selbst einer der Überraschten, lernte so seine Stadt nochmals ganz anders kennen.

In Neuwied konnte ich mir dann auch einen Überblick über die Boote verschaffen, die ich auf meinem weiteren Weg entlang des Rheins anfeuern wollte:
Schon in St. Goar war das der Herren 4x+ „Zwei Ms und der Vaterschaftstest“ gestartet, hier galt es Markus Müller anzufeuern. In Neuwied starteten die „Neuwieder Wasserratten“ in der Klasse 4x+ Frauen Masters C (Kathleen Proca, Sandra Gundlach, Helene Weißenfels, Irmi Gerlach und Andrea  Eichler), das Jugendteam „Papagallo“ in der Klasse 4x Offen (Ruben Falkenburg, Fabian Schönhütte, Lukas Effert, Heinz Effert und Aaron Löwenstein), das Team „5 ist Trümpf“ in der Klasse 4x+ Mixed (Robert und Laura Gundlach, Jan Claessen, Luisa Jaeger und Niklas Rink) und natürlich war da auch der „GTRV-Masters“ in der Klasse 4x+ Herren Masters E mit meinem Mann Ralf, Hans-Peter Goldscheid, Ulrich Groß, Michael Kröger und Thomas Hein als Steuermann.

GTRVN Masters

Und schon in Neuwied konnten sich alle einen Eindruck von der guten Stimmung im 100 km Boot von Markus Müller verschaffen. Direkt vor der Pritsche mit den startenden Booten wechselte die Mannschaft flink den Steuermann einmal komplett durchs Boot mit dem Bugruderer auf der Eins in beeindruckender Geschwindigkeit. Der große Auftritt! Da dies auch das erste Boot der 100 km-Strecke in Neuwied war, war ihm die ungeteilte Aufmerksamkeit und breiter Applaus gewiss.

Um möglichst viele Boote auf der Strecke abzupassen, musste ich nun aufbrechen. Ich verließ das Deichgelände und die vielen fachkundigen und fachsimpelnden Anwesenden und machte mich auf in das Rheintal der Überraschten oder Ahnungslosen (Kenntnis und Unkenntnis! Der Leser erinnert sich!). Ich bezog Station am Unkeler Rheinufer, an dem ich gerade noch das Boot mit Markus Müller vorbeiziehen sah, den ich an seiner blauen Kopfbedeckung gerade noch erkennen konnte. Um mich herum hörte ich erstaunte Passanten, die über die hohe Anzahl der Ruderboote auf dem Rhein überrascht waren (Unkenntnis!). Immerhin lenkten die Boote auch viel Aufmerksamkeit auf sich, was an dem strammen Ruderkurs quer oder spitz durch alle Wellen lag oder auch an den laut hallenden Ruderkommandos oder Anspornungen der Steuerfrauen- und -männer. So hörte ich auch das Frauen Masters C-Boot bevor ich es sah am lauten Ausruf von Irmi: „Und jetzt rüber, auf die andere Seite!“ In schneller Folge kamen dann auch alle weiteren GTRV Boote an mir vorbeigeflogen und zuletzt auch das Herren-Masters Boot mit Ralf, das auf einem späteren Platz gestartet war.

Wollte ich nun die Boote zwischen Unkel und dem Bonner Ziel nochmal abpassen, so musste ich mich aber beeilen. Ich musste schnell zur Bad Godesberger Fähre, mit dem Auto übersetzen und Station beziehen. Leider hatte ich unterschätzt, wie schnell die Boote nun dem Ziel entgegensteuern. Und noch auf der Fähre stehend, sehe ich Eurega Boote hinter der Fähre entlangziehen und plötzlich auch das Boot Nr. 73 mit den Herren Masters. Alle Autos fahren von der Fähre, ich aber bleibe an der Bordwand stehen und feuere das Boot Nr. 73 an. Damit ziehe ich natürlich die Aufmerksamkeit nicht nur des Kapitäns der Fähre, sondern auch aller umstehenden Radfahrer und Fußgänger auf mich. Sie fragen mich erstaunt, was denn da los sei (Thema Unkenntnis!) und ich kann zu längeren Erklärungen zur Kurz- und Langstrecke, Ruder- und Bestzeiten, Anzahl der Mannschaften und besondere Leistungen ansetzen. Das Interesse und die Begeisterung sind so groß, dass hier ausnahmsweise die Fähre mal etwas länger warten muss, bis die wartenden Autos auf sie fahren können.

Also geht’s für mich sofort weiter nach Bonn, zum Ziel. Nach längerer Parkplatzsuche komme ich dann leider zu spät zum Bonner Ruderverein. Alle GTRVN-Boote sind schon da und leider habe ich auch das Herren Masters E-Boot nicht ankommen sehen. Gespannt warte ich auf die Ergebnisse, die dann beeindruckend die besonderen Leistungen des GTRVN belegen.

Team Platz in der Klasse Gesamtplatz Zeit
Zwei Ms und der Vaterschaftstest Platz 1 in 4x+ Männer Platz 1 5:17
GTRV Masters Platz 2 in der Klasse 4x+ Herren Masters E Platz 8 2:33
5 ist Trumpf Platz 4 in ihrer Klasse 4x+ Mixed Platz 27 2:43
Papagallo Platz 2 in der Klasse 4x+ Offen Platz 28 2:43
Wasserratten Platz 2 in der Klasse 4x+ Frauen Masters C Platz 39 2:53

Die Gesamtsieger

Eurega – Teilnehmer des GTRVN

Zurück zum Thema Kenntnis und Unkenntnis: Die Eurega ist aus meiner Wahrnehmung ein großes Ereignis im Rheintal zwischen St. Goar und Bonn. In Bonn hat es mir viel Spaß gemacht wieder unter den vielen aktiven Rudererinnen und Ruderern zu sein, die ihre Erfahrungen auf den 100 oder 45 zurückliegenden Kilometern austauschten, über die Streckenführung, Bootsbegegnungen und Materialermüdungen. Am Ufer zieht die Eurega sehr viel Aufmerksamkeit auf sich, es gibt eine Menge sehr positiver und begeisterter Reaktionen, aber leider auch viel Unkenntnis. Wie die spontane Begeisterung genutzt werden kann, um den Rudersport populärer zu machen, bleibt für mich eine offene Frage. Die große Distanz über 100 km und über die beiden Bundesländer Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen hinweg erschwert eine zielführende Öffentlichkeitsarbeit. Aber sicher haben all diejenigen, die wie ich mit dem Auto oder Fahrrad die Boote begleitet haben, schon gute Informationsarbeit geleistet.

 

 

Dorothee und Ralf Schulte-Melchior