Kilometer schrubben für Anfänger

Km-Schrubben für Anfänger….oder von einer Skifferin zur Wanderruderin

Eigentlich dachte ich, dass das Grinsen nach meinem Skiff-Abenteuer nicht so schnell aus meinem Gesicht verschwinden würde…. Doch leichtsinniger Weise hatte ich, da die Vogalonga in Venedig aufgrund von Corona ja abgesagt wurde, für Pfingsten eine Alternative in den Raum geworfen…. Bingen – Leverkusen! Hatte sich einfach cool angehört und für erfahrene Ruderer und Genfer-See-Bezwinger wie Patrik wohl auch ein Klacks. Irgendwann hatte dann aber auch ich realisiert, dass das schlappe 167 km in zwei Tagen wären…. Und plötzlich war das Grinsen irgendwie verschwunden…. Die Blöße geben und absagen, kam allerdings auch nicht in Frage…. Was war ich froh als Patrik meinte, St. Goar – Neuwied sonntags und Neuwied – Leverkusen montags wären wohl für den Anfang absolut ausreichend. Puh!

Gesagt getan. Samstags dann einen Hänger zum RTHC Leverkusen (Köln Stammheim) gestellt und für Sonntag Morgen eine Freundin aktiviert, die uns samt Boot(en), Markus und Michi hatten sich uns kurzfristig angeschlossen, nach St. Goar brachte. Letztere bat ich, doch bitte erst zwei Stunden nach uns zu starten. Ich wollte sie nämlich auf keinen Fall von hinten sehen…. Leider ging mein Plan nicht auf…. Sie starteten zeitgleich mit uns, wobei ich deren Anblick nur gefühlt Sekunden „ertragen“ musste, denn schwupps weg waren sie 😉

Wir verbrachten jedenfalls einen tollen Tag auf dem Rhein zwischen km 555 und 608, sowie 2 km auf der Lahn, bei absolutem Kaiserwetter. Was allerdings auch nicht weiter verwunderlich war, da ich mit Schönwetterruderer Patrik im Boot saß. Tagesaufgabe war „frühes Aufdrehen, knackiges Setzen“ . Nach ca. 10 km hatte ich auch endlich kapiert, was der Trainer überhaupt von mir wollte. Der Knoten war geplatzt. (Sehr) Frühes aufdrehen, also eigentlich eher sofortiges Aufdrehen, aber wie sollte ich tags drauf von Markus hören „zu frühes Aufdrehen gibt es nicht“! Das mit dem knackigen Setzen…. Na ja, lassen wir das.

Zum Glück gab es ein paar mehr Pausen als üblich, sonst hätte ich vor lauter Konzentration wohl sämtliche Sehenswürdigkeiten unbemerkt an mir vorbeiziehen lassen.

Vermutlich war es der Kaffee am Morgen, vielleicht auch ein wenig die Aufregung, jedenfalls ich „musste mal“. Die meisten kennen diese Herausforderung sicher, wenn kein Steg in Sicht ist, aber es ist nicht unmöglich, nur umständlich…. Wir hatten schließlich ein Schöpfgefäß dabei. Lustig hat es wahrscheinlich trotzdem ausgesehen…. eine Eisenbahnschiene wirkt gefühlt sicher gelenkiger als ich.

Zwischenzeitlich verirrte sich dann noch ein blinder bzw tauber Passagier in die „Nimm Zwei“. Eine Taube genoss den kurzfristigen Transport, zuerst auf der Bugabdeckeung, dann auf meinem Steuerbordskull und zuguterletzt auf der Heckabdeckung bevor Patrik sie durch einen gewollten Wellenritt wieder den Lüften übergab.

Nach knapp 5 Stunden legten wir sicher am Steg in Neuwied an. Die ersten 55 km waren geschafft. Wenn da nur nicht die gefühlt 1000 Treppenstufen wären…. Oder vielleicht doch der von Patrik gehasste Wagen…. Es wurde der Wagen. Wobei ich leider kurzfristig das Boot etwas unsanft auf meinem linken Oberschenkel (für ein solches farbenfrohes Kunstwerk zahlen andere Leute richtig viel Geld) „parken“ musste, da sich die lieben Kleinen leider nicht beim Fische fangen unterbrechen lassen wollten, noch nicht einmal von der elterlichen, wenig energischen Bitte. Aber keine Angst Martin, dem Boot ist nix passiert.

Montags dann eine kurzfristige Planänderung…. Neuwied – Leverkusen war geblieben, jedoch ging es nicht zu Zweit sondern zu Viert mit Markus und Helmut (ganz coronakonform da zwei Hausstände) auf die Reise…. Um ein Haar wäre die Old Joe allerdings vor bzw ohne uns in Leverkusen angekommen. Drei Männer, ein zu Wasser gelassenes Boot…. Ihr ahnt sicher was jetzt kommt…. Richtig jeder dachte vom anderen, er würde das Boot festhalten, aber das war der Fehler…. Die Old Joe legte ohne uns ab! Patrik sprang ihr „todesmutig“ hinterher und brachte sie unbeschadet zurück an den Steg. Leider gibt es davon keine Fotos, da ich vor lauter Lachen (sorry ihr drei) nicht in der Lage war, welche zu machen.

Mit ein wenig Verspätung ging es dann aber doch noch los von km 608 bis 695.

Auch heute war die Tagesaufgabe, das Erlernte von gestern, also das frühe Aufdrehen (das knackige setzen wird aber auch total überbewertet), weiter zu festigen!

Bis Bonn kannte ich ja auch bereits alles sehenswerte. Trotzdem waren die regelmäßigen Pausen willkommen. Beim Bonner Ruderverein wurde eine kurze (Toiletten)Pause eingelegt. Fortan ging es im Neuwasser weiter. Auch montags wieder Kaiserwetter, eine echt tolle Tour, wobei ich auf die unzähligen Motorboot- und Jetski-Fahrer liebend gerne verzichtet hätte.

Einen Stopp hatte ich mir gewünscht…. Als FC-Fan wollte ich „minge Dom“ vom Wasser aus sehen und genießen. Ich muss zugeben, so langsam war ich auch über jede Pause dankbar. 87 km bzw. 7,5 Stunden später legten wir sicher am Steg des RTHC an. Boot tragen, verladen, transportieren, alles verlief dieses Mal ohne weitere Zwischenfälle.

Müde aber glücklich waren wir nach ca. 12 Stunden wieder zu Hause. 142 km in zwei Tagen waren absolviert. Mir bleibt erneut nur „Danke“ zu sagen….

Aber da geht sicher noch was…. Fortsetzung folgt!

 

Corinna Schneider

Corinna, Helmut und Markus

Corinna im Panorama

Tierischer Besuch