Leverkusen-Tour 2022

Auf der diesjährigen Leverkusen-Tour kam die Frage auf, seit wann es diese Traditionsveranstaltung schon gibt. Bisher konnten wir keine Antwort auf diese Frage finden. Bis zur Abschaffung des Buß- und Bettags als Feiertag fand die Leverkusen-Tour jedenfalls an diesem meist grauen Novembertag statt. Nach kurzzeitiger Verlegung auf den Feiertag Allerheiligen (1.November) wurde beschlossen, die Tagestour in die wärmere Jahreszeit zu verlegen. Seitdem wird sie im Frühjahr oder Frühsommer ausgerichtet. Falls ein/e Leser/in dieses Artikels nähere Kenntnisse zur Historie der Leverkusen-Tour hat, würde ich mich über eine Rückmeldung freuen.

Als Tagestour mit einer überschaubaren Teilnehmerzahl musste die 87 km lange Leverkusen-Tour auch in den beiden letzten Jahren nicht Corona bedingt ausfallen. Es ging also in diesem Jahr lückenlos weiter.

Herrenboot mit Schlagfrau

Mit neun Teilnehmern und den Booten Julle und Old Joe fiel am 14.05.2022 um 8.15 Uhr der imaginäre Startschuss. Bei traumhaftem Wetter und morgendlicher Windstille ging es mit einem reinen Damen- und einem nicht ganz reinen Herrenboot rheinabwärts. Die Damen wollten das Eurega-Feeling der Vorwoche noch einmal durchleben, bzw. Constanze wollte es nachempfinden, da sie krankheitsbedingt bei der Eurega ausgefallen war. Eine späte Frühstückspause legten wir in Bad Honnef ein, wo wir auf eine Gruppe Ruderer aus Neuss stießen, die gerade ihr Boot zu Wasser ließen, was unser Anlegemanöver etwas verzögerte. DRV-Ruderlegende Antje Hellwig war ebenfalls vor Ort und wartete auf eine weitere Rudergruppe aus Düsseldorf.

Radlerpause in Mondorf

Die Weiterfahrt zum nächsten Zwischenziel Mondorf gestaltete sich problemlos, wenngleich dieses Mal die Vorfreude auf das Bergische Radler und das Kuchenbuffet des Restaurants „Hafenschlösschen“ entfiel, da das Lokal über Mittag geschlossen hatte. Aber so schnell lassen wir uns die Pause nicht verderben. Wir hatten zwar kein Bergisches Radler mitgebracht, aber immerhin gekühltes Hachenburger Radler. In Anbetracht des sommerlichen Wetters schmeckte es fast so gut wie Bergisches Radler. Den Kuchen ersetzten einige durch ein Eis, wenngleich es zu Kathleens Bedauern leider kein Zimteis gab (siehe Osterwanderfahrt)!

Die verbleibenden 35 Kilometer bis zum Bootshaus des RTHC Bayer-Leverkusen mussten nun wohl oder übel auch noch gerudert werden. Trotz Teilnahme unseres zertifizierten Wetterwarts Martin Rummel hatte sich doch ein leichter Gegenwind entwickelt. Martin konnte sich das überhaupt nicht erklären, aber das änderte leider auch nichts an den Tatsachen. Vorab war im Boot schon darüber diskutiert worden, dass für alle Unannehmlichkeiten des Lebens ein Schuldiger gebraucht wird. Dabei war die Formulierung gefallen, dass die Schuld häufig „auf den Kleinsten heruntergebrochen“ wird. Mit Martin hatten wir den Schuldigen schnell gefunden. Er konnte froh sein, dass das „Herunterbrechen“ nicht wörtlich umgesetzt wurde.

In Köln, womit eine Strecke von 20 Stromkilometern gemeint ist (!), herrschte im und auf dem Wasser sowie am Ufer reger Betrieb. In Anbetracht des herrlichen Wetters hatten sich unzählige Menschen nach draußen begeben, um den sommerlich anmutenden Maitag zu genießen. Wie immer, zogen sich die letzten Kilometer zwischen Kölner Dom und dem Zielkilometer 695 wie Kaugummi. Gegen 17 Uhr hatten wir auch diese Strecke geschafft. Eine Passantin wunderte sich, dass wir während des Ausladens und Herausnehmens der Boote offenbar nichts oder nur das nötigste sprachen. Entweder waren wir alle so dehydriert, dass wir unter Wortfindungsstörungen litten oder die Erschöpfung hatte uns die Sprache verschlagen. Gekühltes Radler, leckere Frikadellen und frisch gebackene Donauwellen sorgten für eine schnelle Regeneration. Auch gesprochen wurde so nach und nach wieder.

Uns fehlen die Worte!

Helene und Kathleen traten die Rückfahrt mit dem Zug an. Die Hoffnung auf eine gemütliche Bahnfahrt nach Neuwied wurde jedoch durch zahlreiche angetrunkene Fußballfans schnell zunichte gemacht. Unser Chauffeur Niklas brachte derweil die übrigen Teilnehmer wohlbehalten nach Neuwied zurück. Nach dem Genuss von Radler und Kölsch waren die eine oder der andere vielleicht auch nicht mehr ganz nüchtern, aber gegrölt und gepöbelt wurde glücklicherweise nicht!

Im nächsten Jahr wird es hoffentlich wieder Bergisches Radler und Kuchen in Mondorf geben. Und wenn nicht, finden wir bestimmt einen Schuldigen, auf den wir die Verantwortung „herunterbrechen“ können!

 

Bettina Grzembke