(M)Ein Donau-Abenteuer

Ich habe in den Osterferien zusammen mit Jan Claessen an meiner ersten ausländischen Wanderfahrt teilgenommen und einige Erfahrungen gesammelt. Es war die zweite Woche der Osterfahrt des RC KST (Kleinmachnow-Stahnsdorf-Teltow) auf der Donau. Es ging von Dunaúvjáros in Ungarn nach Ilok in Kroatien.

Nach einem angenehmen Flug nach Budapest, wurden Jan und ich von unserem Fahrtenleiter Stefan Biastock am Flughafen abgeholt. Bevor es dann Richtung Dunaúvjáros ging, wurde noch der Bootshänger am letzten Quartier in Esztergom eingesammelt. In Dunaúvjáros angekommen, haben wir die gefühlten hundert Taschen ausgeladen und die Hütten zum Beziehen vorbereitet. Ein Weilchen später haben wir die ersten Ruderer in Empfang genommen. Nach einer Dusche gab es Essen: Reis mit einer Soße aus verschiedenstem Gemüse. Dann ließen wir den Abend mit Blutmond ausklingen.

Los geht’s!

In aller Früh ging es am nächsten Tag dann endlich richtig los: Sachen packen, Frühstücken, Proviant schmieren, Tagestasche checken…. Die Bootseinteilung sah ein reines Jugendboot vor. JA, keiner älter als 15 Jahre. Eine Erfahrung, welche ich nicht missen und gerne wiederholen mag. Nach dem Ablegen ging es noch kurz unter einer Brücke durch, die dann erstmal das letzte Zeichen von Zivilisation blieb. Im Örtchen Paks legten wir an und gingen Kuchen/ Eis essen. Es war noch wärmer als am Tag zuvor, um die 20°C. Dann ging es weiter in Richtung Quartier in Doromlási. An der Anlegestelle ankommen, habe ich verstanden wofür die Wasserschuhe eingepackt werden sollten. Eine Pritsche oder Ähnliches war nicht in Sicht, sondern eine matschige Uferstelle. Nachdem alle Boote nach 77 km angekommen und an Land getragen waren, ging es zum Quartier. Es war etwas abgeschieden aber grundsätzlich schön, wenn es wanzenfrei gewesen wäre. Zu kalt wurde es einem auch nicht, wenn man in der Nähe des Kamins blieb. Nach dem Essen, es gab Nudeln mit Pesto, verweilten wir noch ein wenig bei geselliger Stimmung beim Kamin.

Auch am nächsten Morgen hieß es wieder früh aufstehen, wir hatten nur 56 km vor uns, das motivierte ungemein. Der Wetterbericht sagte zwar Regen an, aber solange es nicht schüttet oder gewittert war ja noch alles in Ordnung. Nach der üblichen Morgenroutine, ging es los. Meine Bootsbesetzung war nahezu gleichgeblieben, nur Jan hatte mit Melina getauscht. Es ging vorbei an viel Grün und Bäumen und wir kamen durch Baja (bekannt vom Marathon Budapest-Baja). Kurz vor Mohács dann die erste Grenzkontrolle. Nach 1,5 Stunden hatte die Behörde endlich alle Formulare „große Papiere“ der sechs Boote abgesegnet und wir durften weiter in Richtung Mohács. Die Anlegestelle war heute ähnlich zu gestern, aber dafür das Quartier näher am Wasser gelegen, und mit Geschichte: Es wurde mal als eine Grenzstation genutzt. Nach dem Essen wurde in kleinen Runden noch zusammen gegessen und dann ging es doch verhältnismäßig früh ins Bett.

Am nächsten Tag sollte ich nicht im Ruderboot sitzen, sondern den Landdienst mit Schulze übernehmen, da ich mir an den letzten beiden Tagen den Rücken verzogen hatte und daher eine Pause machen wollte. Wir mussten allerdings noch an einer weiteren Grenzkontrolle vorbei, an der dieselben Leute in den Booten sitzen mussten, wie bei der letzten Kontrolle. Der Tausch in den Landdienst sollte deswegen erst unterwegs stattfinden. Also wie immer froh und munter in der Früh aufstehen, Sachen packen, frühstücken,… und ab ins Boot. Es standen 68 km an, wieder etwas mehr als gestern, aber ich sollte ja sowieso nur die ersten paar Kilometer im Boot sitzen.  Der Wetterbericht sagt 14°C bewölkt an.

Polizei

Im ersten kroatischen Ort suchten wir also nach der Grenzstation und fanden auch einen Uferabschnitt der verdächtig nach Regierung und Kontrolle aussah, aber leider war es nur eine Abfertigungshalle für Passagierschiffe. Also hieß es weitersuchen. Weiter flussabwärts, schon hinter dem Ort, fanden wir dann ein Polizeiboot, an dem wir anlegten, aber nicht kontrolliert wurden. Stattdessen wiesen uns die Polizisten nochmal darauf hin, dass wir in dieser Besetzung bis zur eigentlichen Grenzkontrolle in Vukovar rudern müssten. Trotzdem haben wir wenige hundert Meter weiter, hinter einer Kribbe angelegt und auf den Landdienst vom Vortag gewartet, um zu tauschen. Ja, man konnte das Polizeiboot immer noch sehen, aber weiter rudern und später tauschen ging auch nicht, da wir schon am letzten Schotterweg des Örtchens warteten und danach Naturschutzgebiet kam. Also hofften wir, vom Polizeiboot nicht gesehen zu werden. Doch bevor der Landdienst ankam, fuhr das Polizeiboot flussabwärts an uns vorbei.  Wir legen sofort wieder ab. Der Tausch mit dem Landdienst wurde also nichts, da wir kein weiteres Risiko eingehen wollten. Somit saß ich doch den ganzen Tag im Boot. Ich steuerte erst einmal, da wir Kilometer machen wollten und ich ja sowieso nicht rudern sollte. Am Ende steuerte ich den Großteil der Strecke, dafür ging ein Dank an diejenigen, die für mich auf ihre Steuerstrecken verzichtet haben. Auf den letzten Kilometern des Tages kamen wir auch wieder an Zivilisation vorbei, dem Städtchen Apatin. Anlegen war dort leider verboten, da es auf der Serbischen Seite liegt.  Schön anzusehen war die Kirche direkt am Fluss. Auf dem letzten Stück, wenige Kilometer vor dem Ziel, fanden wir dann noch alte Bekannte. Das Polizeiboot lag da doch tatsächlich am Ufer, und rein zufällig, gerade als wir an ihm vorbei waren, fuhr es los zurück Richtung Mohacs. Da hatte man uns wohl nicht getraut!

Aljmas

Am Ziel, der Stadt Aljmas, angekommen mussten wir zwar erst in die Mündung der Drava fahren, dafür gab es aber mal wieder einen Steg zum Anlegen. Das Quartier war – im Vergleich zu den letzten Unterkünften – Luxus. Wir hatten mehrere kleine Fischerhütten mit Duschen und einzelnen Schlafzimmern. Und wenn man lang genug gewartet und den Boiler anstellt hatte, konnte man sogar warm Duschen. Bei der Zubereitung des Abendessens haben wir Jugendlichen tatkräftig geholfen. Es gab Gegrilltes mit Nudelsalat und anderen Beilagen. Danach spielten wir unsere erste Runde Lügen für diese Tour, und es sollte bei weitem nicht die letzte bleiben. Vollgefressen mit Keksen und anderen Sachen, die man beim Kartenspielen in so ner Runde nascht, ging es dann gegen Mitternacht ins Bett. So schön bequem das Bett in dieser Nacht auch war, früh aufstehen bleibt früh aufstehen. Auch wenn man Landdienst hat, Schulze und ich waren diesmal wirklich dran. Die Ruderer hatten 48 km vor sich und bestes Wetter. Es war endlich mal wirklich warm mit um die 25°C.

Also fast war alles wie immer: Frühstücken, Proviant schmieren, Taschen packen, nur die Rudersachen blieben halt im Koffer. Als dann alles eingeladen war und der Bus fast überquoll, halfen wir noch, die Boote auf’s Wasser zu bringen und fuhren los. Wir mussten zwei Quartiere zurückfahren, bis Doromlási, um den Bootsanhänger abzuholen. Dann ging es Richtung Vukovar dem vorletzten Quartier der Fahrt. Nachdem wir mit dem Gespann die Innenstadt von Vukovar überlebt hatten, kamen wir am Bootshaus an. Auf die Ruderer mussten wir nicht warten, sie waren größtenteils schon vor uns angekommen. Als dann alles ausgeladen war, wurde erst einmal wieder Lügen gespielt. Die Luftmatratzen konnten wir noch nicht auslegen, da vorher die nächsten kroatischen Olympiasieger noch trainierten. Der letzte Medaillengewinner aus Tokio 2020 kam schon mal von dort.

Vukovar

Am Abend, nach einer Dusche, zig Runden Tischtennis zwischen Weltmeisterschaftsbooten, einer Einkaufsrunde und einem Anruf Zuhause ging es dann in eine Pizzeria in der Nähe. Danach gab es für die, die wollten, noch ein Eis, bevor im Anschluss die Matratzenlager aufgebaut wurden. Und dann ging es auch schon bald ins Bett oder besser gesagt in den Schlafsack.

Auch wenn meine Luftmatratze nicht so bequem war wie das Bett im letzten Quartier, war das frühe Aufstehen immer noch nicht angenehmer. Es waren nur 35 km bis Ilok, aber wir mussten früh aus dem Bootshaus raus und am Nachmittag sollte es gewittern und dann wäre der Anhänger wohl besser schon beladen. Bei der Bootseinteilung war ich im Dreier gelandet und hatte mit Melina und unserem Fahrtenleiter Stefan zwei lustige Mitruderer. Gesteuert wurden wir von Johanna die eine Pause einlegen sollte. Das hieß wir würden durchrudern ohne Wechsel, wobei das bei 35 km auch keinen umbringen sollte. Also ein letztes Mal: Frühstücken, Proviant schmieren, Tagestasche kontrollieren,… und los ging’s.

Erstmal wieder rein in die Natur, weg von der Zivilisation. Wo regelmäßig alle fünf bis sieben Kilometer Stefans Handy klingelte, was für die Pausen sorgte, die er sonst schon gerne mal unterschlägt. Nach einigen Kilometern ging es dann auf die „Zielgeraden“, mittlerweile hatte auch der Wind aufgefrischt, den man jetzt so richtig zu spüren bekam. Wir hatten auf dieser langen Geraden nämlich Gegenwind. Und davon nicht zu wenig. So fuhren wir, immer auf der Suche nach Windschatten, an einem kleinen Ort vorbei bis Ilok. Als wir dann endlich beim Anlegen mit den Füßen im kalten Donauwasser standen, war ich einfach nur froh angekommen zu sein, denn die letzten 10 km mit fast keinen Pausen und reichlich Gegenwind hatten ordentlich an den Kräften gezehrt. Jetzt wurden aber erst einmal die Boote abgeriggert, verladen und verzurrt, bevor es dann zum Hotel ging. Für die älteren Herrschaften mit dem Bus und die Jüngeren durften zu Fuß der Straße folgen: „Einfach der Straße nach und an der Kreuzung rechts.“ Naja ein Stück weiter war es dann doch noch aber, wir haben es ja beim ersten Anlauf gefunden.

Unser Quartier war zum Abschluss mal richtig „luxuriös“. Wir übernachteten in einem 4-Sterne Hotel mitten in Ilok. Die Zimmer waren zwar mit mehr Leuten belegt als gewöhnlich und es waren Kroatische Sterne, aber es war hundert mal besser als so manch andere Unterkunft. Nach der üblichen ersten Runde Lügen ging es dann noch in die Stadt, den Ausblick genießen und ein paar Snacks für den Abend und die morgige Rückreise kaufen. Corinna und ich kamen gerade vor dem ersten Regen wieder im Hotel an, die Anderen wurden nass. Am Abend wurde dann noch ordentlich im hoteleigenen Restaurant gespeist: Als Vorspeise eine Suppe, bevor es dann große Fleisch- und Fischplatten gab. Danach wurden noch die Lunchpakete für jene, die am nächsten Morgen FRÜH abreisen mussten, verteilt, bevor es dann wieder auf die Zimmer ging, wo in lustiger Runde der Abend ausklang. Dieses Mal auch wieder etwas früher, da ich morgen lernen würde, was es heißt früh aufzustehen.

Wenn ich meinte es sei schlimm gewesen die letzten Tage früh aufzustehen, dann weiß ich nicht was ich jetzt schreiben soll. Ich weiß nicht mehr wieviel Uhr es war, es war aber definitiv zu früh und gefühlt noch mitten in der Nacht. Aber da musste ich jetzt durch, wer heute noch zuhause sein wollte, der musste auch früh aufstehen. Ich konnte im Reisebus ja nochmal schlafen. Den Bus nach Zagreb, der nur einmal am Tag um genau 6 Uhr morgens fährt, nahmen alle die, die nicht mit dem Bus vom Verein und dem Anhänger nach Hause fuhren Also war das hintere Drittel vom Bus voll mit Ruderern. In Zagreb angekommen hatten Corinna und ich noch einige Stunden Zeit, bis unser Flug ging und Jan sogar noch den ganzen Tag, da er den Flixbus für die Rückreise gewählt hatte. Also schlossen wir am Bahnhof unser Gepäck ein und erkundeten noch ein wenig die Stadt.

Dann hieß es endgültig die Heimreise antreten. Wir verabschiedeten uns von Jan und machen uns auf den Weg zum Flughafen. Um 18:10 Uhr startet unsere Maschine in Richtung Frankfurter Flughafen.

Wenn ich auf meine erste Wanderfahrt dieser Art zurückblicke, kann ich mich an viele Dinge erinnern, die anders kamen als erwartet und mindestens genauso viele Momente bei denen wir einfach nur lachen mussten. Ich bin froh diese Fahrt mitgemacht zu haben und freue mich schon auf nächstes Jahr dann von Apatin bis zum Eisernen Tor in Serbien, oder vielleicht auch schon vorher auf der Rhône.

Lars Bonin

 

Ergänzung:

Die erste Woche dieser Tour ging von Tulln in Österreich bis nach Budapest bzw. Dunauvjáròs in Ungarn. Da Bettina und Martin Grzembke ein paar Wochen später ebenfalls von Wien nach Budapest gerudert sind und bereits einen tollen Bericht geschrieben haben, nur ein paar Eindrücke von dieser Woche.

Irgendwo zwischen Budapest und Dunauvjaros

Patrik und ich sind erst in Wien zu der Gruppe gestoßen und mit der Etappe Wien – Bratislava (Slowakei), die wir im Vorjahr schon einmal gerudert waren, gestartet. Die 68 km absolvierten wir bei deutlich höherem Wasserstand als im vergangenen Oktober und daher auch mehr Strömung, was die Anlege für mich in Bratislava nicht wirklich einfacher gestaltete. Weiter ging es 60 km nach Mosonmagyaróvàr (Ungarn). Anders als Martin und Bettina jedoch über die Mosoni-Donau (kleine Donau). Ein Flüsschen wie eine Mischung aus Lahn und Spreewald aber dafür mit starker Strömung. Lange Überlegen sollte man dort nicht, denn sie verzeiht keine Steuerfehler. Ab und an teilt sie sich und man muss den richtigen Abzweig wählen, denn sonst könnte man schon einmal auf einer Sandbank oder im Gestrüpp landen. Von Mosonmagyaróvár nach Györ durfte ich erstmals als Obfrau ran. Das volle Programm, Einteilung, Pausenplanung, Steuern, ständig Umdrehen, Anlegen mit Kommandos und vorallem souverän Entscheidungen treffen. 70 km lang zzgl. einem kurzen Stück Raba… zusammengefasst, unglaublich schön, erlebnisreich….aber ich war vorallem einfach nur platt. Von Györ ging es 45 km nach Komárno (Slowakei), größtenteils schon wieder über den Hauptarm, zzgl 3 km die Vah hoch zum Kanu-Klub. Da es sich hier um ein Landesleistungszentrum handelte, wusste man dort auch was Ruderer nach einer anstrengenden Etappe brauchten und so hatten die Buffetfräsen keine Chance. Es blieb tatsächlich sowohl abends als auch morgens einiges übrig, obwohl wir uns wirklich alle Mühe gaben. Auf Komaróm folgte nach 53 km Esztergom (Ungarn), bevor es weitere 68 km bis nach Budapest ging, teils über die sehr schöne Szentendrei-Donau. In Budapest gab es eineinhalb Tage Kultur. Stefan „schleifte“ uns an so viele sehenswerte und geschichtsträchtige Orte wie nur möglich. Er hat ein unglaubliches Wissen und versucht vorallem der Jugend davon so viel wie möglich zu vermitteln. Rudern ist dagegen Entspannung. Die 73 km von Budapest noch Dunauvjáròs im 2x+ waren nicht ohne, die Stadtduchfahrt Budapest entschädigte uns dafür jedoch sehr.

Budapest

In diesen zwei Wochen wurden an 14 Rudertagen 756 km durch 4 Länder absolviert. Es waren 4 Umtragen zu bewältigen und es gab eine Schleusendurchfahrt. Insgesamt nahmen 26 Ruderer im Alter von 13 bis 82 Jahren teil. Wer Luxus erwartet oder keine nassen Füße bekommen möchte, ist auf einer solchen Tour fehl am Platz. Wer aber in einer tollen Gemeinschaft viel schönes sehen und erleben möchte, dem ist eine Teilnahme ausdrücklich zu empfehlen.

Corinna Schneider