Mit dem Zweier von der Oberhavel bis zur Elbe

Durch einen Artikel m Verbandsmagazin „rudersport“ wurden wir auf die Havel als Rudergewässer aufmerksam. Die Havel beginnt in Mecklenburg-Vorpommern, fließt durch Brandenburg und Berlin und mündet in Sachsen-Anhalt in die Elbe. Also ein durch und durch ostdeutscher Fluss, der für Ruderer aus dem äußersten Westen zunächst einmal unerreichbar weit weg liegt. Aber der Reiz auf ein überwiegend naturbelassenes Rudergewässer mit wenig Schiffsverkehr und eine für uns unbekannte Region war groß genug, um uns auf das Abenteuer Havel einzulassen. Übernachtungsmöglichkeiten fanden wir größtenteils in den Räumlichkeiten der dortigen Rudervereine. Zweimal buchten wir Campingfässer, eine neue Art des Campens, wenn man nicht zelten möchte. Eine Hotelübernachtung war ebenfalls eingeplant. Wen es interessiert, der nehme sich etwas Zeit zum Lesen.

Die ersten beiden Tage gehen für die Logistik drauf. Am Sonntag, den 28.04.2024 bringen wir die „Nimm Zwei“, unser Gepäck und uns selbst mit Auto und Anhänger nach Rheinsberg in Brandenburg. Am nächsten Tag chauffieren wir unser Auto und den Anhänger nach Havelberg, wo wir 10 Tage später ankommen wollen. Danach lassen wir uns auf das Abenteuer des öffentlichen Personennahverkehrs über drei ostdeutsche Landesgrenzen hinweg ein. Fazit: Es funktioniert, aber es kostet ganz schön viel Zeit. An diesem Logistiktag sind wir genauso lange unterwegs wie am Vortag für die 700 km lange Strecke von Neuwied nach Rheinsberg!

Schloss Rheinsberg

Schon bei der Ankunft in Rheinsberg am Sonntagabend mutet alles nach Urlaub an. Es ist erheblich wärmer als zu Hause, es riecht nach Frühling und der Blick auf den Grienericksee, an dem das Bootshaus des RV Rheinsberg gelegen ist, ist einfach nur schön. Ein Spaziergang zu Schloss Rheinsberg und dem dazugehörigen Schlosspark verstärken dieses Urlaubsgefühl noch. Die abendlichen Tierstimmen, die aus dem Schilf und den Wäldern zu hören sind, verwirren uns zunächst. Unseres Erachtens müsste dort ein großes, röhrendes Tier unterwegs sein. Vielleicht ein Hirsch oder ein Moorochse? Dank Internet stellt sich dieser mutmaßliche Hirsch jedoch als ein Vogel mit dem Namen „Rohrdommel“ heraus. So können wir unser rudimentäres Wissen über die Fauna der Region schon zu Beginn des Urlaubs erweitern.

Bevor wir am 30.04.2024 auf dem wunderbaren See ablegen, können wir zum Ende unseres Frühstücks im Mehrzweckraum des Rudervereins noch der Seniorensportgruppe beim Aufwärmtraining zusehen. So sind wir mental und nahrungstechnisch bestens auf den ersten Rudertag vorbereitet. Die Ruderstrecke führt uns über mehrere kleinere und größere Seen, die über schattige Kanäle miteinander verbunden sind. Direkt an der ersten Schleuse nordet uns der Schleusenwärter ein, dass Motorboote grundsätzlich Vorrang haben. Er ist dann aber doch so nett, uns noch mit in die Schleuse zu packen. Sonst hätte die Wanderfahrt schon dort ihr Ende gehabt. Denn Motor- und Hausboote sind in den Rheinsberger Gewässern und auf der oberen Havel in ausreichender Zahl unterwegs. Man gibt uns die furchterregende Vorstellung mit auf den Weg, dass die Wartezeiten an den Schleusen zu Stoßzeiten im Sommer bis zu vier Stunden betragen können. Was für ein Glück, dass wir so früh im Frühjahr unterwegs sind! Auf der Weiterfahrt zum Tagesziel Fürstenberg passieren wir noch zwei weitere Schleusen und treffen gegen 15 Uhr in Fürstenberg ein. Nachdem unser Boot am Hotelsteg sicher befestigt ist, wir unseren ersten Hunger und Durst gestillt und das Zimmer bezogen haben, steht noch ausreichend Zeit zur Verfügung, um die Stadt zu erkunden. Nahezu alle Fürstenberger haben sich im Stadtzentrum zusammengefunden, um das Aufstellen des Maibaumes durch die Feuerwehr bei Musik, Bratwurst und kühlen Getränken mitzuerleben. Ansonsten hat die „Wasserstadt Fürstenberg“, abgesehen von ihrer reizvollen Lage an der Havel und an zwei Seen, nicht sehr viel zu bieten. Das ehemalige Schloss wird gerade zu einem Mehrfamilienhaus umgebaut, einige wenige alte Gebäude haben eine stilgerechte Sanierung erfahren. Wer Geld hat, hat sich ein Grundstück in Seenähe gesichert und ein weniger stilvolles modernes Einfamilienhaus darauf gebaut, welches von einem permanent im Einsatz befindlichen Rasenmähroboter umkreist wird.

Campingfass „Biber“

Nach einem hervorragenden Frühstück sind wir am 1.Mai schon kurz nach 9 Uhr auf dem Wasser. Es liegt eine Etappe mit fünf Schleusen vor uns und nach den Schwarzmalereien der Schleusenwärter vom Vortag bezüglich der Wartezeiten wollen wir heute keinen Fehler machen. Die erste Schleuse befindet sich direkt in Fürstenberg und beschert uns eine Wartezeit von ca. 45 Minuten. Wenn sich das so fortsetzen sollte, sieht es schlecht aus mit der Erreichung unseres Tagesziels, dem Campingfass „Biber“ auf dem Gelände des Ziegeleiparks Mildenberg! Hinter der Schleuse geht es zunächst über zwei kleinere Seen und der Wind frischt auf. Auf dem etwas größeren Stolpsee gestaltet sich das Rudern dann als Herausforderung. Die Wellen auf dem See tragen Schaumkronen! Zum Glück haben wir Bug- und Heckabdeckungen dabei. Auch wenn die Strecke etwas weiter ist, rudern wir so dicht wie möglich unter Land, damit wir vorankommen und nicht vollschlagen. Irgendwann haben wir es geschafft und verschwinden für den Rest des Tages auf der Havel, ohne weitere Seen überqueren zu müssen. Die Havel schlängelt sich durch die bewaldete Landschaft. Auch mit dem Schleusen klappt es fortan gut. Begleitet werden wir von einer Yacht mit Namen „Ziellos“. Ich für meinen Teil bin recht froh zu wissen, welches Ziel wir am Ende des Tages ansteuern werden! Für eine Pause bietet sich ein netter Biergarten an einem ehemaligen Fährhaus an. Als wir unser Tagesziel bei der alten Ziegelei in Mildenberg, in der Nähe von Ribbeck im Havelland, erreicht haben, wird unser Einchecken an der Rezeption des Campingplatzes mit dem Satz „Der Biber ist da“ kommentiert. Bei Einbruch der Dämmerung stürzt sich eine hungrige Schar Stechmücken auf uns. Leider fehlt uns das schützende Biberfell. Etwas neidvoll denke ich an die Yacht „Ziellos“, die möglicherweise irgendwo im stechmückenfreien Raum einfach immer weiterfährt.

Am nächsten Tag (02.05.2024) passieren wir die Stadt Zehdenick. Ab der Schleuse Zehdenick trennen sich die natürliche Havel in die „Schnelle Havel“ und den „Vosskanal“. Die „Schnelle Havel“ ist mit Ruderbooten nicht befahrbar, so dass wir den sehr gut überschaubaren Kanal nehmen müssen. Die Sonne meint es gut mit uns, es herrscht keine Strömung, dafür aber Gegenwind.

Mit anderen Worten, das Fortkommen gestaltet sich etwas zäh. Beim Warten auf die Schleuse Bischofswerder spricht uns ein Hundebesitzer mit breitem pfälzischen Dialekt an.

Schleuse mit Gleiswagen

Nachdem er uns mit seiner Lebensgeschichte vertraut gemacht hat und wir wissen, dass er auch aus Rheinland-Pfalz kommt, entdeckt er eine weitere Gemeinsamkeit mit uns. Er erklärt, er sei früher in der Betriebssportgruppe der BASF ebenfalls „gepaddelt“, allerdings im Vierer, nicht im Zweier. Wir verzichten darauf, ihm den Unterschied zwischen Rudern und Paddeln zu erklären. Endlich ist die Schleuse bereit und wir müssen das Gespräch beenden. Bei der Pause in Liebenwalde treffen wir auf zwei Vierer (Ruderboote!) mit Ruderkollegen aus Tegel und Oranienburg. Wir tauschen uns rege über unsere jeweiligen Heimatgewässer aus und fahren danach in unterschiedliche Richtungen weiter. Nach etwa drei Kilometern stoßen wir auf den Oder-Havel-Kanal, der breiter ist als der Vosskanal vom Vormittag und nach unserem Eindruck noch gerader verläuft. Immerhin haben wir nun Schiebewind.

Bei der letzten Schleuse besteht die Möglichkeit, das Boot mit Hilfe eines Gleiswagens umzusetzen. Das nutzen wir gerne und treffen wenig später am Steg des Wassersportvereins Oranienburg ein. Wegen einer „Überbuchung“ des sehr kleinen und wenig komfortablen Bootshauses beschließen wir, eine außerplanmäßige Hotelübernachtung einzuschieben. Das Bootshaus und die dazugehörigen Stechmücken überlassen wir gerne der zünftigen Herrentruppe und beziehen ein mit Fliegengittern ausgestattetes Hotelzimmer.

Am Freitag (03.05.2024) erwartet uns eine kurze Etappe mit nur einer Schleuse, so dass wir den Rudertag ausgeschlafen und entspannt angehen können. Mit den landschaftlichen Reizen der oberen Havel ist es erst einmal vorbei. Wir passieren Hennigsdorf mit der Verladestelle eines großen Elektrostahlwerks. Während in Tegel dann kurzzeitig alles wieder sehr idyllisch wirkt, ist kurze Zeit später an der Bebauung unschwer zu erkennen, dass wir uns der Großstadt Berlin nähern. Eine Meldung über KATWARN, dass eine giftige Wolke aus Berlin-Lichterfelde heranzieht und man sich besser in geschlossenen Räumen aufhält und keine Fenster öffnet, sorgt für leichte Beunruhigung. Leider ist es uns gerade nicht möglich, einen geschlossenen Raum aufzusuchen und kein Fenster zu öffnen! Das nächstgelegene Gebäude ist die Zitadelle Spandau, die wir aber so schnell nicht aufsuchen können. Unsere Blicke richten sich nervös zum Himmel, um die giftige Wolke auszumachen. Auch das aus verschiedenen Richtungen zu vernehmende Martinshorn der in den Einsatz fahrenden Feuerwehrautos trägt nicht zu unserer Entspannung bei. Kurze Zeit später nehmen wir mit Erleichterung zur Kenntnis, dass die Wolke in eine andere Richtung zieht. Wir passieren die Staustufe Spandau, die auch wieder mit einem praktischen Gleiswagen ausgestattet ist. Unmittelbar danach mündet die Spree bei Stromkilometer „Null“ in die Havel. Nach drei weiteren Kilometern erreichen wir unser Ziel, das Bootshaus des Spandauer RC Friesen. Wir werden sehr freundlich empfangen, trinken am Havelufer ein kühles Radler und machen uns auf, um das Zentrum von Spandau zu erkunden. Nach den letzten Rudertagen, an denen wir sehr naturnah unterwegs waren, hat dieser Ausflug in die Zivilisation etwas Befremdliches an sich. Dennoch genießen wir ihn und verbringen einen schönen Abend.

Glienicker Brücke

Am Samstag (04.05.2024) steht nochmals eine kurze Ruderetappe an. Unser Ziel liegt südlich von Potsdam, wo wir erneut ein Campingfass gebucht haben. An diesem Tag ist es absolut windstill und wir genießen das Rudern auf glattem Gewässer. Vorbei an der früheren West-Berliner Regattastrecke in Gatow geht es die hier einem riesigen See ähnelnde Havel entlang. Wir begegnen zahlreichen Ruderbooten, die, wie wir, an diesem ruhigen Samstagmorgen, von den idealen Ruderbedingungen auf der Havel, dem Wannsee und den Potsdamer Gewässern profitieren.

Besonders spektakulär ist die Passage an der Glienicker Brücke und vorbei an Schloss Babelsberg. An unserem Ziel beziehen wir unser Fass, das dieses Mal nicht „Biber“, sondern „James“ heißt. In Potsdam ist eben alles etwas vornehmer, dafür auch teurer und kleiner! Nach einer kurzen Phase der Regeneration laufen wir zum Bahnhaltepunkt, um festzustellen, dass keine Regionalbahn fährt! Zum Glück gibt es eine Straßenbahn, die in unmittelbarer Nähe hält und uns in die Potsdamer Innenstadt befördert. Wir fühlen uns fast wie zu Hause, denn auch in Potsdam gibt es einen Luisenplatz. Was uns noch besser gefällt, ist die Tatsache, dass dort an diesem Wochenende ein Weinfest stattfindet und Weine aus ganz Deutschland angeboten werden. Nach dem Rudergenuss vom Vormittag können wir somit noch ein gut gekühltes Glas Weißwein in der Abendsonne genießen.

Pause am Deetzer Knie

Am Sonntagmorgen (05.05.2024) zeigt sich das Wetter erstmalig auf unserer Tour nicht von seiner angenehmen Seite. Als wir ablegen, ist es windig und regnerisch. Da wir ausgerechnet am Morgen mehrere Seen befahren müssen und die längste Etappe der Wanderfahrt vor uns haben, machen wir uns auf einen unangenehmen Rudertag gefasst. Wir haben Glück und nach einer guten Stunde hört es auf zu regnen. Der Wind bleibt uns zwar erhalten, aber damit kommen wir zurecht, auch wenn es Gegenwind ist. Da sich keine Einkehrmöglichkeit für die Mittagspause anbietet, legen wir am Deetzer Knie in einem kleinen Hafen an und verzehren unsere eiserne Reserve.

Inzwischen scheint wieder die Sonne und der Regen vom Morgen ist vergessen. Auf der heutigen Strecke ist die Havel sehr breit und die Landschaft um uns herum eher eintönig. Außer ein paar wenigen Yachten und Hausbooten sind wir allein mit den Schwänen und Enten unterwegs. Als unser Ziel, die Stadt Brandenburg in Brandenburg, in Sicht kommt, sind wir noch lange nicht angekommen. Wir rudern fast einmal um die Stadt herum, um dann die Stadtschleuse in die Innenstadt zu nehmen. Danach geht es unter der Jahrtausendbrücke hindurch und immer noch weiter um diese Kurve und die nächste. Wir haben den Eindruck, uns wie in ein Schnecke in das Innerste der Stadt vorzuarbeiten. Endlich ist der Steg des RC Havel Brandenburg in Sicht! Das Radler im Biergarten der Bootshausgastronomie haben wir uns heute redlich verdient! Neben dem stattlichen alten Fachwerkbootshaus, in dem sich die Hauptbootshalle und die Gaststätte befinden, gibt es ein hoch modernes „Mehrzweckgebäude“ mit neuen Sanitäranlagen, Küche und Gemeinschaftsraum. Fußläufig sind wir in wenigen Minuten in der Innenstadt. Nach der heutigen Mammutetappe fällt unsere Sight-Seeing-Runde an diesem Abend jedoch eher kurz aus und wir legen die Priorität auf ein gutes Abendessen und einen anschließenden Schlummertrunk im Ratskeller.

Den Montag (06.05.2024) lassen wir etwas ruhiger angehen. Nach den Anstrengungen des Vortags gönnen wir uns heute eine Kurzetappe. Bei extrem glattem Wasser berudern wir einige Seen im Umkreis der Stadt Plaue. Die wenige vorhandene Berufsschifffahrt zweigt von hier aus auf den Elbe-Havel-Kanal nach Westen ab. Die Havel hingegen macht in Plaue einen Schwenk nach Norden. Wir übernachten beim RC Plaue. Ganz entgegen den Ankündigungen unseres Havel-Reiseführers, hat Plaue nicht viel zu bieten. Ein altes Schloss, das den Glanz längst vergangener Zeiten nur noch rudimentär erahnen lässt, ein zugewucherter Schlosspark und sonst eher nichts. Wir wundern uns, dass es hier einen aktiven Ruderverein gibt. Probleme mit Reizüberflutungen haben wir in Plaue jedenfalls nicht.

Stadtschleuse Rathenow

Am Dienstagmorgen (07.05.2024) ist es vergleichsweise kühl und beim Frühstück auf der Terrasse ist warme Kleidung angesagt. Auch das Rudern am Vormittag ist von kühlem Gegenwind geprägt und die Gegend wirkt wenig einladend. Zur Mittagspause legen wir in Premitz an und haben erstmalig bei einer Rast nicht das Bedürfnis, etwas Kaltes trinken zu müssen. Wir wärmen uns in einem Café auf und bestellen einen Cappuccino. Am Nachmittag wird das Wetter etwas freundlicher und wir setzen unsere Fahrt nach Rathenow fort. Ähnlich wie in Brandenburg, liegt das Bootshaus des Rudervereins sehr zentral, so dass wir die Stadt von dort aus zu Fuß erkunden können. Das Bootshaus ist in einer ehemaligen Mühle untergebracht. Der Boden im Obergeschoss knarzt bei jedem Schritt, aber alles ist sehr gemütlich und bestens in Schuss. Die Stadt rühmt sich damit, die Wiege der optischen Industrie Deutschlands zu sein. Zudem wurde Rathenow im Zuge der Buga 2015 sehr aufgewertet. Unter anderem wurde damals eine futuristische 348m lange Fußgänger- und Radfahrerbrücke errichtet, die die Blicke auf sich zieht.

Am Mittwochmorgen (08.05.2024) brechen wir zu unserer finalen Ruderetappe nach Havelberg auf. Nachdem wir an den letzten Tagen nur wenige Staustufen zu überwinden hatten, stehen am heutigen Tag nochmals drei an. Die Stadtschleuse in Rathenow befindet sich wenige hundert Meter hinter dem Ruderverein, eine alte Schleuse mit einem schön sanierten alten Schleusenwärterhaus.

Abschluss-Radler in Havelberg

Es rudert sich gut an diesem Morgen, stellenweise ist die Havel spiegelglatt. Zu den von der Zentrale in Rathenow ferngesteuerten weiteren Schleusungen melden wir uns vorab telefonisch an und werden ohne nennenswerte Wartezeiten geschleust. Am Nachmittag wird es sommerlich warm, so dass wir auf den letzten Kilometern noch ordentlich ins Schwitzen kommen. Die Landschaft ist geprägt von Feuchtwiesen und einer schier unendlich wirkenden Weite. Um 16.30 Uhr erreichen wir Havelberg, das Ziel unserer vor neun Tagen begonnenen Wanderfahrt. Ganz angekommen bin ich erst, als ich Gewissheit habe, dass Auto und Anhänger noch dort stehen, wo wir sie abgestellt haben, da keine Parkmöglichkeit auf dem Gelände des Rudervereins bestand. Aber ich bin beruhigt, alles steht unbeschadet auf dem Parkplatz! Wir verladen das Boot, duschen und gönnen uns im Biergarten des benachbarten Campingplatzes ein Abschluss-Radler.

Froh und stolz, unser Havel-Projekt mit insgesamt 321 km Havel und Nebengewässern erfolgreich zu Ende gebracht zu haben, verbringen wir noch eine schönen letzten Abend in Havelberg.  Am nächsten Tag geht es stau- und stressfrei zurück nach Neuwied.

Das Rudern auf ruhigem Gewässer, die überwiegend naturbelassene Landschaft und die unzähligen Eindrücke unserer verschiedenen Stationen haben uns den Alltag völlig vergessen lassen. Von diesem Ruderurlaub werden wir noch lange zehren können. Und dann wird es irgendwann mit der Planung der nächsten Tour losgehen. Nach der Wanderfahrt ist immer auch vor der Wanderfahrt.

Bettina Grzembke