Osterwanderfahrt 2024 auf dem Ober- und Mittelrhein

So rechte Lust zum Rudern hatte niemand von uns, als wir am Karfreitag Morgen mit dem Vereinsbus und dem mit „Heinrich“ und „Nimm Zwei“ beladenen Anhänger von Neuwied in Richtung Germersheim unterwegs waren. Es regnete Bindfäden und der Himmel war so grau, dass man meinte, es höre nie wieder auf zu regnen. Das Abladen der Boote in voller Regenmontur machte es auch nicht besser. Unserem Chauffeur Marius gegenüber wäre es jedoch grob unhöflich gewesen, wenn wir ihm eröffnet hätten, uns samt Booten wieder nach Hause zu fahren. Also verstauten wir unser Gepäck unter den Abdeckungen und legten ab.

Wie so oft, hatte das Wetter uns nur einem Stresstest unterzogen. Der Regen ließ etwas nach und man ruderte sich ein. Der Dom zu Speyer grüßte von der linken Rheinseite und wenig später bogen wir rechtsrheinisch in den Ketscher Altrhein ab. Aufgrund des hohen Wasserstands war die Passage nicht so eng wie sonst. Dennoch war es eine willkommene Abwechslung, den breiten Hauptstrom zu verlassen und einen kleinen Umweg durch die Wildnis zu machen. Kurz danach bogen wir erneut vom Hauptstrom ab, um ein gemütliches Pausenlokal am Otterstädter Altrhein aufzusuchen. Während der Pause wurde der Regen wieder stärker, so dass wir das Ende der Pause längst möglich hinauszögerten. Es half aber alles nichts, wir mussten uns wieder in unsere nassen Boote begeben und weiterrudern. Passend zum Wetter wechselte das Uferpanorama von frühlingsgrünen Rheinauen zu schmutzig grauen Industrie- und Hafenanlagen. Pünktlich um 16 Uhr erreichten wir unser 1.Etappenziel, den Mannheimer Ruderclub bei Rheinkilometer 424. Es war noch ausreichend Zeit, einen Blick auf das Barockschloss zu werfen und einen Spaziergang zum Mannheimer Wasserturm zu unternehmen. Wenngleich der Weg dorthin durch einen von Kaninchen überbevölkerten, stark zugemüllten Park und eine gruselig lange Bahnunterführung, die offensichtlich als Übernachtungsplatz für Obdachlose diente, wenig einladend war. Vom Stadtzentrum selbst waren wir hingegen angenehm überrascht.

Mannheimer Wasserturm

Der Ostersamstag begann mit einem ausgiebigen Frühstück und trockenem, windstillem Ruderwetter. Gegen 10 Uhr starteten wir in Richtung Oppenheim. Das erste Teilstück zwischen Mannheim und Ludwigshafen, das aufgrund der Spundwände auf beiden Rheinseiten und des starken Schiffsverkehrs als gefährliche Ruderstrecke eingestuft wird, passierten wir schadlos. Vom Ufer der Nibelungenstadt Worms winkte uns Hagen von Tronje zu. Nach 38 Kilometern steuerten wir den Hafen von Gernsheim an, um endlich unsere wohl verdiente Mittagspause einzulegen. Dank zweier freundlicher Motorbootfahrer durften wir am Steg des Yachtclubs anlegen. Nach einer gemütlichen Pause im urigen Gernsheimer Fährhaus setzten wir unsere Reise fort. Nun standen 17 Kilometer Erfelder Altrhein an. Direkt hinter der Einfahrt in den Altrhein hatten sich einige Angler so geschickt positioniert, dass das Steuer der „Nimm Zwei“ ruck zuck an der Angel hing! Ob die Angelfreunde verstanden, dass ihr Angelplatz nicht sehr günstig gewählt war, blieb unklar. Jedenfalls lösten sich Steuer und Angelschnur wieder voneinander und wir konnten weiterrudern. Auf der Altrheinstrecke entlang der Insel „Kühkopf“ genossen wir Natur pur, mussten aber in Kauf nehmen, dass die Strömung weitaus schwächer als im Hauptstrom war. Zum Ende hin wurde es fast ein wenig langweilig, so dass wir es begrüßten, wieder auf den schiffbaren Rhein zurückzukehren. Gegen 18 Uhr erreichten wir unser Etappenziel, den Kanu Club Oppenheim.  Es blieb uns keine Zeit, unsere Müdigkeit nach einer Strecke von 67 km auszuleben. Denn zum Abendessen hatten wir uns um 19.30 Uhr mit zwei ehemaligen Ruderkollegen (Bernd Schmidt II und Christoph Duwe) samt Partnerinnen verabredet. Auch Leonie stieß noch aus Mainz zu unserer abendlichen Runde hinzu. Nach diesem geselligen Abendessen sanken wir todmüde in unsere Schlafsäcke.

Oppenheim

Am Ostersonntag kamen wir nun endlich in den Genuss von Sonnenschein. Nach einem ausgiebigen Osterfrühstück ließen wir die Boote zu Wasser mit dem Tagesziel Bacharach. An Mainz rauschten wir mit leichtem Schiebewind vorbei. Auch im Rheingau hatten wir das seltene Glück, nicht gegen den Wind ankämpfen zu müssen. Da die Strömung dort aufgrund der extremen Breite des Rheins nicht so stark ist wie wir es vom heimischen Gewässer her kennen, waren wir mit den Bedingungen durchaus zufrieden. Für die Mittagspause bot sich das Bootshaus in Geisenheim an. Der reservierte Tisch war bereits für uns eingedeckt, so dass wir wieder eine angenehme und erholsame Pause genießen konnten. Danach Rüdesheim, das Binger Loch und endlich wieder ordentliche Strömung! Der starke Schiffsverkehr bescherte uns Wellen von allen Seiten, was am Abend, auch ohne Alkoholgenuss, noch für Schwankungserscheinungen sorgte. Bacharach erreichten wir gegen 17 Uhr. Unser Domizil hatten wir ausnahmsweise nicht im Bootshaus, sondern dem österlichen Feiertag und unserem Wassersport angemessen, im Pfarrhaus St. Nikolaus. Als Ausgleich zum langen Sitzen unternahmen wir noch einen Spaziergang zur Burg und zur Wernerkapelle, von wo aus sich wunderschöne Aussichten auf das Mittelrheintal boten.

Der Ostermontag verhieß wettertechnisch nichts Gutes. Es regnete wie am Karfreitag und unsere Motivation, bereits nass oder mit Regenkleidung ins Boot zu steigen, tendierte gegen Null. Wir ließen uns zunächst das Frühstück im altehrwürdigen Ambiente des Pfarrsaals schmecken. Unser Gastgeber, Pfarrer Knipp, ein Freund von Thomas und gebürtig aus Neuwied, gesellte sich zu uns. In dieser gemütlichen Runde wären wir alle noch gerne sitzen geblieben, aber der Pfarrer musste zum Gottesdienst und wir zu unseren Booten. Der Regen hatte nachgelassen und bis Boppard kamen wir ohne nennenswerte Niederschläge gut voran. Danach wurde es bedrohlich dunkel und es dauerte nicht lange, bis der Himmel seine Ostermontagspforten öffnete und es glücklicherweise keine Ostereier, sondern Wassertropfen größeren Ausmaßes regnete. Vermutlich die Strafe, dass wir dem Gottesdienst ferngeblieben waren! Aber da mussten wir jetzt durch. Unsere Überlegungen, wo wir in Lahnstein eine trockene Pausenmöglichkeit finden könnten, waren noch nicht zu Ende gedacht, als ein freundlicher Wanderruderer aus Homberg uns einladend aus dem Lahnsteiner Bootshaus zuwinkte. Ob ihn der Himmel geschickt hatte oder es einfach nur Zufall war, war uns egal. Jedenfalls konnten wir uns im Bootshaus der RG Lahnstein aufwärmen, umziehen, Kleidungsstücke trockenföhnen und einen kleinen Imbiss zu uns nehmen. Das war mehr als wir erwartet hatten. Die verbleibende Strecke von Lahnstein bis Neuwied verlangte uns mit Gegenwind und reichlich Schiffsverkehr noch einiges ab. Nahezu zeitgleich mit dem Anlegen in Neuwied zeigte sich die Sonne am Himmel, so dass wir wenigstens das Reinigen der Boote bei Sonnenschein mit Schlauch und Wassereimer zelebrieren konnten.

Pfarrhaus St. Nikolaus/Bacharach

Unser Fazit war einstimmig und eindeutig: Schön wars! Und auch im nächsten Jahr werden wir uns von widrigen Wetterprognosen nicht davon abhalten lassen, eine Ostertour zu machen. Letztendlich überwiegen immer die schönen Eindrücke, von denen wir auch nach dieser Tour noch einige Zeit zehren werden.

Bettina Grzembke