Stefan unser Rattenfänger
Vom 20. bis 22. August 2021 bot Stefan eine Wanderfahrt auf der Weser an. Für mich, wie soll es auch anders sein, mal wieder Neuwasser, so dass ich nicht lange zögern musste. Klar wollten Patrik und ich da mit.
Eine Wanderfahrt bei der mal keine Boote verladen werden mussten. Wir bekamen die Boote vom Ruderverein „Weser“ 1885 Hameln gestellt. Jürgen Lohmann der 1. Vorsitzende, aber auch schon seit 40 Jahren GTRVN-Mitglied, ersparte uns die Fahrt mit Hänger und Tempo 80 im Freitagnachmittag-Feierabendverkehr auf der Autobahn. Ob das allerdings tatsächlich einen zeitlichen Unterschied gemacht hätte, bleibt fraglich, denn außer Patrik setzten wohl alle auf’s falsche Navi. Während Thomas, Patrik und ich uns zusammen mit Heinz und Bettina (sie waren bereits am Vormittag angereist) schon ein Hopfenkaltgetränk im Bootshaus schmecken ließen, folgte bei den anderen ein Stau auf den nächsten. Übrigens, wir wollten eigentlich noch eine kleine Ausfahrt machen, weshalb Thomas auch in Ruderklamotten bibbernd auf der Terrasse saß. Pünktlich zum Sonnenuntergang oder besser zu „es ist angerichtet“ waren dann aber zum Glück alle vor Ort, nebst dem von Thomas sehnlichst erwarteten Gepäck. Bei Schweinebraten, mediterranem Ofengemüse, Kartoffelspalten und dem ein oder anderen Getränk war der Anreisestress jedoch schnell vergessen. Thomas gab anschließend noch eine „Oparunde“ und der Abend fand mit einem Spaziergang zum Hotel Birkenhof sein Ende.
Am nächsten Morgen ging es gestärkt durch das liebevoll angerichtete Frühstück mit allen verfügbaren Fahrzeugen zum Ruderverein. Unsere beiden Nicht-Ruderinnen Beate und Dorothee starteten zu einer Fahrradtour nach Bad Oeynhausen bzw. ließen in Hameln die Seele baumeln. Der Rest der Truppe verlud die beiden Doppelvierer Zugvogel und Freiheit auf den Hänger und los ging es nach Polle.
Kurz hinter der Gierseilfähre fanden wir einen kleinen Steg zum Einsetzen. Die Bootseinteilung war schnell getroffen: Bettina, Heinz, Ralf, Hans-Peter und Stefan in der Zugvogel und Christoph, Uli, Thomas, Patrik und ich in der Freiheit.
Gemütlich machten wir uns auf den Weg in Richtung Hameln. Herrlicher Sonnenschein und spiegelglattes Wasser begleitete uns die Weser hinab. Der Steg des Rudervereins Bodenwerder lud förmlich zu einer Mittagspause ein und nach einem kleinen Fußmarsch fanden wir am Weserufer ein nettes Café Restaurant. Da uns die Haferkekse von Heinz leider vorenthalten wurden (sie lagen da wo man sie nicht brauchen konnte, im Vereinsbus), hatten wir auch alle ein wenig Hunger. Wieder an unseren Booten angekommen, gab es noch eine Flasche semikalte „Mooser Liesl“ aus unserem Kielschwein, welches wir mittels unserer Paddelhaken vor der Pause in der lauwarmen Weser zum Kühlen versenkt hatten. Auf das obligatorische Gruppenfoto folgte die Weiterfahrt Richtung Hameln. Ich nahm für den Rest der Fahrt auf dem Steuersitz platz. Bis auf das Anlegen zur Pinkelpause klappte das auch richtig gut. Aber es ist ja bekanntlich noch kein Meister vom Himmel gefallen. Beim letzten Anlegen am Steg in Hameln bat ich die Mannschaft, mich doch bitte die Kommandos geben und somit mich auch im Zweifelsfall meine Fehler machen zu lassen. Denn wenn immer einer anderer die Kommandos gibt, bevor ich sie geben kann, kann ich nichts lernen und nicht wissen, wie sich das Boot verhalten hätte. Soweit der Plan. Der etwas unentspannte Christoph konnte sich mit dieser Variante jedoch nicht wirklich arrangieren und nahm das Kommando an sich. Okay, er ist ja auch El Cheffe. Und ja das Anlegemanöver wäre vermutlich abermals daneben gegangen, was auf der Weser allerdings keine nennenswerten Auswirkungen gehabt hätte. Aber sei’s drum. Nach 42 km waren jedenfalls alle wieder sicher an Land.
Termine, Termine, Termine, jetzt musste alles schnell gehen. Boote in die Halle und die Fahrer ab nach Polle Vereinsbus und Auto holen. Der Rest begab sich schon zum Duschen und Aufhübschen ins Hotel. Nicht jedem wurde jedoch auf Anhieb Einlass gewehrt, gell Uli. Und Wechselkleidung im Bootshaus macht auch nicht wirklich Sinn, weshalb Stefan und sein Fahrer Heinz erst später zur der Stadtführung stoßen konnten. Klaus Schönhütte übernahm hier die Funktion des Rattenfängers und erzählte uns allerlei geschichtliches und wissenswertes über Hameln bevor es in den Insel-Biergarten auf den Werder zum Essen ging. Zugegeben, es war sehr lecker, aber für hungrige und durstige Ruderer, hätte es etwas schnell gehen und die Portionen ein wenig größer sein können. Das Herforder lief also recht schleppend, nichtsdestotrotz verging der Abend bei interessanten Gesprächen, alten und neuen Geschichten, wie im Flug.
Am nächsten Morgen hieß es nach einem abermals sehr leckeren Frühstück Zimmer räumen. Ob es wohl Sinn macht, überhaupt noch mal ans Bootshaus zu fahren? Es schüttete wie aus Kübeln. Aber da das Wetter bekanntlich am Bootshaus gemacht wird, fuhren wir mit entsprechenden Erwartungen auch dorthin. Rudern ja. Rudern nein. Rudern vielleicht. Verkürzen wir? Sollen wir vielleicht nur vor der Haustür fahren? Einer oder Rennboot wäre auch eine Option. So verging Minute um Minute. Man muss halt nur lange genug warten und abwägen und zack reißt der Himmel auf! Jetzt aber flott Boote zu Wasser lassen und auf nach Rinteln. Dieses Mal in veränderter Konstellation: Bettina, Heinz, Ralf, Thomas und Christoph in der Zugvogel und Stefan, Hans-Peter, Uli, Patrik und ich in der Freiheit. Widererwarten bekam ich noch mal die Chance zu steuern. Kurz darauf erreichten wir die Schleuse Hameln. Diesmal war es Stefan, der mir leicht angespannt erklärte, die Schleuse befände sich auf Backboard. Was ich denn auf Steuerboard wolle. Da die Ruderer ja zu der Fraktion „da war eine Kneipe“ gehören und nicht zu „da kommt eine Kneipe“ wie die Paddler, konnte er natürlich nicht sehen was ich sah, nämlich dass die Zugvogel auf Steuerboard lag und auf uns wartete. Beruhigt, dass ich also doch die Schleuseneinfahrt und nicht das Wehr nehmen wollte, konnten wir die Fahrt fortsetzen. Und da Stefan uns bereits telefonisch, wenn auch als Floß, angekündigt hatte, ging das Schleusen auch recht zügig.
War es doch anfänglich noch leicht bewölkt, lachte zusehens die Sonne. Die Haferkekse wurden nun auch noch ihrer Bestimmung zugeführt und Christoph kredenzte uns ein edles Tröpfchen. Gegen 13:30 Uhr erreichten wir nach 32 km unser Ziel Rinteln. Klaus war so nett und holte uns mit Vereinsbus und Hänger ab. Zumindest 8 von uns, für Bettina und mich war leider kein Platz und so erkundeten wir nach einem gemeinsamen, von oben leicht feuchten, Abschluss in der Beachbar „Bodega“, die wunderschöne Fachwerkstadt Rinteln. Wir waren uns recht schnell einig, dass Hameln ja schon recht schön war, Rinteln aber noch wesentlich schöner ist. Bei Cappuccino und Radler warteten wir auf unsere Männer, die uns gegen 16 Uhr einsammelten und somit auch wir die Heimreise antreten konnten.
Es war eine rundum gelungene und stimmige Tour mit einer tollen Truppe . Vielen Dank an Fahrtenleiter Stefan für die super Orga und dem Ruderverein Hameln, respektive Jürgen und Klaus, für seine/ihre Unterstützung.
Corinna Schneider
PS: Die „ich-hab-mein-Fahrtenabzeichen“-Runde von Thomas wird vermutlich auf der nächsten Wanderfahrt nachgeholt 😉