Vorstandsarbeit in Corona-Zeiten
Seit ziemlich genau einem Jahr begleitet uns das Corona-Virus, am 27. Januar 2020 war ein Mitarbeiter eines bayerischen Unternehmens der erste bestätigte deutsche Corona-Patient. Die Bekämpfung der Virus-Pandemie schränkt uns ein, Politiker, Familien und Freunde streiten über den richtigen Weg, wesentliche Teile des sozialen Lebens liegen brach.
Fast alle sportlichen und gesellschaftlichen Ereignisse der Saison 2020 mussten abgesagt werden. Immerhin: als Verein haben wir es geschafft, ein Sommerfest stattfinden zu lassen. Für mich war das aus mehreren Gründen ein Lichtblick – wir haben es geschafft, das Fest coronakonform zu organisieren und es sind auch viele Vereinsmitglieder der Einladung gefolgt.
Was bedeuten die Regelungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie eigentlich für die Vorstandsarbeit? Kurzfassung: Homeoffice. Langfassung, siehe nächster Absatz.
Als Vorstand fahren wir bewusst so, also ob alle geplanten Veranstaltungen stattfinden können. Das hat nichts mit Naivität zu tun, eher mit arbeiten unter dem Motto „Wir sind lieber vorbereitet und müssen es dann absagen, als in letzter Minute was auf die Beine stellen zu müssen“. Eine Grundsatzfrage, an der der sich die Geister meiner Generation aufwärts und der jüngeren Generation scheiden. Seit mehreren Monaten führen wir die Sitzungen des Vorstands, der Ruderleitung und anderer Arbeitsgruppen digital durch. Mittlerweile haben sich, nach anfänglichen Startschwierigkeiten, alle daran gewöhnt. Es fehlt der persönliche Kontakt, in Teilen das Einfangen von Mimik und Gestik, es ist aber ein guter Weg um den Verein zeitgemäß zu führen und die Vorstandsarbeit weiterlaufen zu lassen. Was ist neu? Neu ist die Erkenntnis, dass man in einer Online-Konferenz eine gewisse Nettikette einhalten muss. Dazwischen quatschen ist nicht – Vorteil, wenn man als Moderator die Stummtaste hat. Zwischenzeitlich haben die meisten gelernt mit dem digitalen Medium umzugehen. Essen vor dem Rechner fällt genauso negativ auf wie Nasebohren (letzteres ist nicht passiert). Positiv empfinde ich die Tatsache, dass wir als Gruppe gelernt haben die Tagesordnung und die vorgegebenen Zeitfenster annähernd einzuhalten. Das ist für mich eine der wesentlichen Entwicklungen der letzten Monate. Am Schreibtisch ist man konzentrierter, eine Online-Sitzung sollte, diversen Quellen folgend, nicht länger als 90 Minuten dauern. Dann lassen Konzentration und Mitarbeit deutlich nach. Diesen Erkenntnissen und eigenen Erfahrungen folgend sind Diskussionen über Online-Medien fokussierter, zielgerichteter und auch sachlicher. Weniger Blabla – mehr Erkenntnis und Entscheidung. Das finde ich gut und ich persönlich werde auch Wert darauflegen, dass diese konzentrierte Arbeit auch nach der Corona-Pandemie bestehen bleibt. Wir machen das alles in unserer Freizeit, daher ist auch im ehrenamtlichen Engagement eine gewisse Effizienz hilfreich. Aus meiner Sicht spricht auch nichts dagegen Präsenz- und Digitalsitzung zu ergänzen. Dass es funktioniert zeigen wir ja gerade. Die Vorstandsarbeit ist effizienter geworden, die eigentlichen Vorstandssitzungen dienen der abschließenden Diskussion und Entscheidung, die eigentliche Arbeit wird im Vorfeld geleistet. Auch dies ist eine Arbeitsweise, die ich gerne in die Zeit nach der Corona-Pandemie mitnehmen möchte. Diskussionen und ehrliche Auseinandersetzung mit Themenstellungen ist wichtig – der Gesamtvorstand beschäftigt sich in der Vorstandssitzung dann mit den finalen Vorschlägen und hat das letzte Wort. Diese Runde versinkt aber dann nicht im Klein-Klein des Tagesgeschäfts.
In diesen Wochen sind wir dabei die Vorstandsarbeit auf neue Beine zu stellen. Insbesondere ist uns wichtig, dass wir die Arbeiten auf mehrere Schultern verteilen. Allzweckvorstand ist out – spezialisierte Teamspieler sind in. Jeder noch so kleine Beitrag ist willkommen! Es geht nicht immer darum ein Amt im Vorstand zu übernehmen, viele Aufgaben können auch in einer Arbeitsgruppe außerhalb des Vorstands erledigt werden. Je mehr Vereinsmitglieder mitmachen, desto mehr Spaß macht es und es wächst die Erkenntnis, dass auch mit kleinen Beiträgen am großen Ganzen mitgewirkt werden kann. Wer Interesse hat sich im Verein zu engagieren ist herzlich eingeladen sich an Christoph Grzembke zu wenden.
Stefan Kunz
(veröffentlicht am 31.01.2021)